10. Jun 2019
Wer im Tierschutz arbeitet, kommt um zwei Sorten Mensch nicht herum:
Das sind zum einen die Pflegestellen, die Tiere, vornehmlich
Hunde, Katzen oder Kleintiere, auf Zeit aufnehmen und die Adoptanten, die
Tieren ein dauerhaftes, im Idealfalle, ein lebenslanges Zuhause bieten.
Dazwischen gibt es die „Grauzone“, eine besondere Spezies Mensch, der dieser
Artikel gewidmet ist, die sogenannten „Pflegestellenversager“. Das sind
Menschen, die erst einmal fest davon überzeugt sind, „nur“ Pflegestelle zu sein
und das Tier (Hund, Katze oder Kleintier) bei einer guten Anfrage in seine neue
Familie zu geben, obwohl alle Welt schon sieht, dass dieses Tier auf gar keinen
Fall mehr die Familie wechseln wird.
Ich war bislang sehr stolz darauf, nicht zu dieser Sorte zu gehören, sondern die Pflegetiere in ein gutes Zuhause weitergeben zu können. Doch das gehört der Vergangenheit an. Seit Mai 2019 prangt auch auf meiner Stirn das Wort “Pflegestellenversager“ - und das kam so…
Als im Jahr 2018 mein alter Rüde verstarb, hatte ich mir
vorgenommen, diesen Platz als Pflegeplatz zur Verfügung zu stellen und so
schaute ich auf der Seite von Canifair nach einem geeigneten Hund. Geeignet
heißt für mich, der Hund muss vom Charakter in mein Rudel passen und nicht zu meinem Beuteschema
gehören. Eine weitere – rein persönliche - Regelung von mir ist außerdem, dem Hund keinen neuen
Namen zu geben. Soweit der Plan. Und so lief mir Zoes Anzeige über den
Bildschirm. Ein kleiner Hund, von dem es hieß, dass sie von anderen Hunden
gemobbt wurde und daher dringend eine Stelle finden müsse. Ein junger,
bildhübscher Hund in handlicher Größe. Bingo!! Für diesen Hund würden die
Interessenten Schlange stehen (dachte ich). Naja, aber Zoe, der Name ist jetzt
nicht sooo der Hundename für mich gewesen, also könnte man sie ja für die kurze
Zeit, in der sie bei mir ist, vielleicht Fibi rufen.
Also kam der Tag des
Transportes, und ich war schon sehr gespannt auf den neuen Pflegehund. Und Zoe
stieg aus, sie war hübscher als auf den Bildern, sie war neugierig und
aufgeschlossen. Super, dachte ich, sie muss ihr imaginäres Köfferchen gar nicht
erst auspacken. Das geht schnell. Doch wie sagt man so schön: Der Mensch denkt,
und der Hund lenkt. Vom ersten Tag an arbeitete Zoe, die eigentlich ja schon
Fibi hieß, schwer daran, zu zeigen, dass sie genau der Hund war, der noch im
Rudel gefehlt hatte. Und genauso schwer arbeitete ich daran, dies zu ignorieren
Sie schaffte es sogar mit ihrem Charme, meine ältere Hündin JJ um die Pfote zu
wickeln, so dass JJ, die eigentlich keine jungen aufgedrehten Hunde mag, sie
sozusagen als Pflegetochter in ihr Körbchen aufnahm; seitdem sind sie unzertrennlich. Fibi ist
alles, was man sich von einem Hund wünscht: Sie ist lieb, nett, arbeitswillig
und intelligent. Ein richtiger Hundekumpel also.
Also wurde - JJ zum Trotze - immer mal wieder der Vermittlungstext erneuert und neue
Bilder eingestellt. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn sich da
niemand meldete... und der Teufel hatte wohl seine Hände im Spiel. Irgendwie kamen
die Anfragen sehr spärlich und dann passte es aus unterschiedlichsten Gründen
auch nie ….
Und so wurde Fibi, die früher mal Zoe hieß ;-), immer mehr Teil der
Familie, des Rudels und unermüdlicher Partner im Hundesport. Tja, und dann kam
der Tag, an dem ich für einige Tage wegfuhr und nur einen Teil meiner Hunde
mitnehmen konnte. Fibi hatte das Glück, dass sie zu ihrer Patentante durfte,
beide lieben sich heiß und innig und hatten eine schöne Zeit miteinander. Da
merkte ich doch plötzlich, dass mir der kleine Kobold fehlte, es war so ruhig auf einmal.
Also kam es, wie es wohl kommen musste. Sobald ich zuhause war, bewarb ich mich für Fibi, bekam den Zuschlag und sie
durfte bleiben. Somit gehöre ich jetzt wohl auch zu den
„Pflegestellenversagern“ (und bin stolz drauf).
Da in diesem Jahr auch mein zweiter Rüde an Altersschwäche verstarb, habe ich
wieder einen Pflegehund aufgenommen. Auch ein toller Typ. Absolut nicht mein
Beuteschema und er behält auch seinen Namen Boglyos (ok, er wird Bogi genannt).
Er wird sicherlich schnell vermittelt, so jung und hübsch, wie er ist.
Allerdings laufen auch hier schon wieder Wetten im Freundeskreis - keine Ahnung,
warum...